Fördermodalitäten und Finanzierungskonzepte müssen sich den marktüblichen Prozessen zwischen Planung und Umsetzung anpassen
Abgesehen von den hohen Kosten zur Umrüstung der Heizungsanlage, auf deren Förder- und Finanzierungsvoraussetzungen wir bereits eingegangen sind, könnte die Wärmewende im Gebäudesektor schon an ganz praktischen Hürden scheitern. Zum Beispiel an den Mangel von ausgebildeten Heizungsinstallateuren, welche die Aufträge in den kommenden Jahren bewältigen müssen. Oder an den Engpässen in der Beschaffung von Rohstoffen und Hardware.
Der Handwerkermangel erreicht in Deutschland ein Rekordniveau. Im Bereich der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik gibt es deutschlandweit über 15.000 offene Stellen. Dabei beträgt die Fachkräftelücke rund 80%. Das heißt, 80% der offenen Stellen können nicht mit qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden.
Neben dem Mangel an Fachkräften fehlt es auch an Führungskräften. Rund 2.000 Meisterstellen sind im Sektor der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik unbesetzt. Mit Blick in die Zukunft wird die Hürde nicht kleiner, denn mit fortschreitendem demografischem Wandel könnte sich der personelle Engpass im Handwerk weiter vergrößern.
Darüber hinaus schließt die Wärmewende auch andere Sektoren mit ein: Bausektor, Produktion, Logistik. Vor der Umrüstung der Wärmeversorgung stehen oftmals energetische Sanierungen des Wohnungsbestandes an. Können diese nicht fristgerecht realisiert werden, verzögert sich auch die Installation regenerativer Heizungssysteme. Fehlt es an Produktionsmitarbeitern für die Elektronikkomponenten, kann keine Heizungstechnik verbaut werden. Kommt das Material nicht pünktlich zur Baustelle, weil es an LKW-Fahrerinnen und -Fahrern fehlt, verzögern sich Sanierungen. Ein Kreislauf, der nicht rund läuft.
Der kann nur lernen, was man ihm beibringt. Dafür muss auch in der Aus- und Fortbildung der Gesellen und Gesellinnen ein Um- oder Weiterdenken stattfinden, denn die Ausbildungsprogramme sind noch nicht flächendeckend an die zukunftsrelevanten Technologien wie Wärmepumpen oder Photovoltaik angepasst.
In der Ausbildung werden lediglich 6 Stunden für die Thematik Wärmepumpe aufgewendet. Das muss sich dringend ändern.
Grundsätzlich könnten es Handwerksbetriebe im Wettbewerb um Führungs- und Fachkräfte künftig noch schwerer haben. Spezialisierte und investorengestützte Startups erobern den Markt der erneuerbaren Energien und bauen mit dem eingesammelten Kapital eigene Akademien auf, in denen sie Quereinsteiger selbst ausbilden. Zugleich können sie Arbeitnehmenden aus dem Handwerk deutlich attraktivere Arbeitsbedingungen bieten, sei es beim Gehalt oder durch komplett digitalisierte Arbeitsprozesse.
Auch wenn Hersteller wieder in ihre Produktion investieren und die Kapazitäten ausbauen, etwa im Bereich der Wärmepumpen, stößt die Umsetzung der Wärmewende auch hier an Grenzen. Denn die Verfügbarkeit von Material und Elektronikkomponenten ist seit geraumer Zeit angespannt, eine Besserung nicht absehbar. Unter anderem eine Folge der durch Corona geschädigten Produktionsabläufe, der immensen Nachfrage aus China, oder von Problemen in den Lieferketten, wie zum Beispiel die Blockade im Suezkanal.
Bereits jetzt müssen Bauherren lange Wartezeiten beim Einkauf von Material und Heizungssystemen hinnehmen. Denn Material wird gehortet und fehlt dafür an anderer Stelle.
Fehlende Produktionskapazitäten der Hersteller gehen einher mit explodierenden Energiepreisen, Auftragsstornierungen und Materialmangel, was wiederum Baudienstleister zur Geschäftsaufgabe zwingt. Die Probleme werden verstärkt, Verzögerungen sind schwer nachzuholen.
Wenn wir wollen, dass die Wärmewende flächendeckend auf die Straße kommt, dann brauchen wir dafür eine simple Finanzierung.