Fördermodalitäten und Finanzierungskonzepte müssen sich den marktüblichen Prozessen zwischen Planung und Umsetzung anpassen
Deutschland braucht eine nachhaltige Förder- und Finanzierungskulisse, damit Investitionen unkompliziert, unbürokratisch und umfassend unterstützt werden. Eine simple Finanzierung ist zwingend erforderlich, wenn die Energiewende flächendeckend auf die Straße kommen soll.
Mehrfamilienhäuser haben einen bedeutenden Anteil am Energieverbrauch und den CO2-Emissionen im Gebäudesektor, denn man schätzt, dass 30 % aller Heizungssysteme älter als 20 Jahre sind.
Um die Hürden für Investitionen in nachhaltige Wärmeversorgung und Energieeffizienzmaßnahmen zu reduzieren, braucht es eine Förder- und Finanzierungskulisse, die keine zusätzlichen Hürden schafft. Vielmehr müssen sie unkompliziert, unbürokratisch und umfassend sein und sich den Prozessen zwischen Planung und Umsetzung der Modernisierungsmaßnahmen anpassen.
Das typische Vorgehen einer Modernisierungsmaßnahme für eine Heizungsanlage kann zwar je nach Umfang der Maßnahme, dem Zustand des Gebäudes und der Art des Heizsystems variieren. Dennoch sind fünf Schritte allgemeingültig, die große Hürden und Stolpersteine mit sich bringen.
Jedes Gebäude und die vor Ort herrschenden Gegebenheiten sind individuell. Das heißt, die Analyse von Gebäude und bestehender Heizungsanlage ist essenziell, um Zustand, Effizienz und Anforderungen zu bewerten. Auf Basis der Analyse wird die individuelle Planung erstellt, welche die notwendigen Schritte zur Modernisierung, die Auswahl des passenden, nachhaltigen Heizungssystems sowie die geschätzten Kosten umfasst.
Faktoren wie Energieeffizienz, Kosten, Umweltauswirkungen und langfristige Nutzungspläne sind in der Planung zu berücksichtigen.
Auf dieser Basis werden spezifische Technologien und die Komponenten des neuen Heizungssystems ausgewählt.
Die BAFA-Förderung umfasst bis zu 30% der Modernisierungsmaßnahme, wenn das neue Heizungssystem den Förderregularien genügt. Oft sind zugesagte Förderungen auch Voraussetzung, um die notwendige Liquidität für die Modernisierungsmaßnahme zu schaffen. Diese und andere Förderungen müssen jedoch beantragt werden, bevor Aufträge vergeben werden dürfen.
Zwischen Planung und Umsetzung der Modernisierungsmaßnahme liegen in der Regel mindestens sechs Monate. Die angebotenen Preise für Material und Bauleistung haben jedoch meist eine Bindungsfrist von maximal drei Monaten, da Rohstoffpreise und Materialverfügbarkeiten starken Schwankungen unterliegen.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine auf einem heute aktuellen Angebot basierende Fördersumme mit Beginn der Bauleistung nicht mehr ausreichen könnte, um die Kosten der Maßnahme ausreichend zu bezuschussen.
Gehen wir davon aus, dass die Bauherren eine erfolgreiche Förderzusage erhalten, gilt es die übrigen 70% Investitionssumme aufzubringen. Hier kommt die Hausbank ins Spiel. Da 8% der Modernisierungsmaßnahme auf Mietparteien umgelegt werden können, braucht es eine Finanzierung über rund 12 Jahre, wenn die Maßnahme durch Mieterumlage finanziert wird.
Fördersummen werden in der Regel erst nach erfolgreicher Umsetzung der Modernisierungsmaßnahme ausgezahlt und das meist mit einer Verzögerung von mindestens drei Monaten.
Die Zahlungen für Material und Bauleistung sind jedoch anteilig ab Beauftragung zu leisten, durch Abschlagszahlungen und Schlussraten entsteht somit eine neue Liquiditätslücke. Das heißt, über den Zeitraum bis zur Auszahlung brauchen Bauherren 100% der Bausumme.
Hier könnten einfache Förderzusagen der (regionalen) Förderbanken – SAB, KfW und Co. – helfen. Heißt, Bauherren bekommen ohne bürokratischen Aufwand und mit geringen Auflagen eine (vorläufige) Förderzusage, welche der Hausbanken des Bauherrn als Sicherheit dient. Mit dieser Sicherheitszusage kann die später ausgezahlte Fördersumme überbrückt werden.
Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch, dass Hausbanken ein grundsätzliches Verständnis und bestenfalls ein gestütztes Vertrauen für die neuen Wärmekonzepte sowie deren Notwendigkeit aufbauen.
Gehen wir davon aus, dass Finanzierung, Förderung und Preisgestaltung im Einklang stehen, geht es letztlich an die Umsetzung der Maßnahme und die Installation der klimafreundlichen Heizungsanlage.
Diese umfasst den Einbau von Leitungen, Steuerungssystemen und wesentlichen Komponenten wie Wärmepumpen oder Solarkollektoren umfassen kann.
Anschließend wird das neue Heizungssystem an die bestehenden Heizkreisläufe und Warmwasserversorgung des Gebäudes angeschlossen und es folgen Inbetriebnahme und Test, bei der die Anlage in Betrieb genommen wird.
Anschließend werden alle relevanten Informationen zur neuen Heizungsanlage, einschließlich technischer Daten, Betriebsanleitungen und Wartungsplänen, dokumentiert und an den Bauherren übergeben.
Jetzt kommt die Digitalisierung ins Spiel.
Das neue Heizungssystem wird fortwährend überwacht und die Betriebsleistung wird gemonitort, um sicherzustellen, dass es die erwarteten Effizienz- und Leistungsziele erreicht, oder gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden müssen.